Was ist Alijah?
Alijah (oft auch „Alija“ oder in Englisch „Aliyah“ geschrieben) ist ein hebräisches Wort (עליה).
Es bedeutet „Aufstieg“. Ursprünglich bezog es sich darauf, nach Jerusalem hinaufzuziehen, um die
jüdischen Feste dort zu feiern. Im heutigen Sprachgebrauch ist die Rückkehr der Jüdinnen und Juden
aus der Diaspora und ihre Einwanderung nach Israel gemeint.
Historische Wellen der Alijah vor der Staaatsgründung
Erste Alijah (1882-1903): Diese Welle umfasste hauptsächlich osteuropäische
Juden, meist aus dem russischen Reich, die vor Verfolgung und Pogromen flohen. Sie begannen,
landwirtschaftliche Siedlungen zu gründen.
Zweite Alijah (1904-1914): Diese Einwanderergruppe bestand aus überwiegend
jungen Zionisten, die nach erneuten Pogromen in Russland von der Idee eines jüdischen Nationalstaats
inspiriert waren und den Aufbau des Landes mitgestalteten. Sie legten den Grundstein für den Kibbuz
und andere kollektive Siedlungsformen.
Dritte Alijah (1919-1923): Nach dem Ersten Weltkrieg und der Balfour-Deklaration
kamen viele jüdische Einwanderer, insbesondere aus Osteuropa. Sie bauten Infrastruktur auf, stärkten die
jüdische Arbeitsbewegung und förderten den wirtschaftlichen Aufbau.
Vierte Alijah (1924-1929): Diese Gruppen bestanden aus Mittelstandsjuden aus
Polen und anderen osteuropäischen Ländern, oft als Reaktion auf wirtschaftliche und politische Einschränkungen.
Sie trugen zur Entwicklung von Städten wie Tel Aviv bei.
Fünfte Alijah (1930er Jahre): Diese Welle wurde durch die nationalsozialistische
Verfolgung in Deutschland und anderen europäischen Ländern verursacht. Viele der Einwanderer dieser Zeit
waren Intellektuelle, Künstler und Fachkräfte.
Sechste Alijah (1939-1948): Dieser Begriff ist umstritten und bezieht sich auf
die Einwanderung während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Welle bestand aus Überlebenden des Holocaust,
die nach „Palästina“ flohen. Viele kamen illegal, da die britische Mandatsregierung die jüdische
Einwanderung stark beschränkte.
Olim – Die Rückkehrer
„Olim“ (עולימ) ist der hebräische Begriff für jüdische Einwanderer nach Israel in der Mehrzahl.
Ein männlicher Neueinwanderer wird als „Oleh Chadasch“, eine weibliche Neueinwanderin als
„Olah Chadascha“ bezeichnet.
Die Rückkehrer nach Israel sind so vielfältig wie das Land selbst. Aus den entlegensten Winkeln
der Welt kehren jüdische Menschen zurück, aus unterschiedlichsten Gründen und mit bewegenden,
ganz persönlichen Geschichten.
Der Hauptgrund für die Alijah ist der zunehmende Antisemitismus, auch in den Ländern der
ehemaligen Sowjetunion. Viele jüdische Familien haben dort jahrhundertelang gelebt und trennen sich
nur schwer, nicht zuletzt, weil die Gräber ihrer Vorfahren dort liegen. Dennoch bleibt Israel für sie
der sicherste Zufluchtsort.
Israel ist das einzige jüdische Land der Welt und zugleich die einzige Demokratie im Nahen Osten
mit voller Religionsfreiheit. Hier können Jüdinnen und Juden ihre unterschiedlichen Traditionen
frei und ungestört leben. Für viele Familien, die ihre Kinder im jüdischen Glauben erziehen möchten,
ist dies ein entscheidender Grund für die Einwanderung. Religiöse Feiertage, koscheres Essen
und die hebräische Sprache sind hier selbstverständlich.
Junge Menschen werden von Israels renommierten Universitäten und der boomenden Startup-Szene
angezogen. Spezielle Einwanderungsprogramme ermöglichen es ihnen, auch ohne ihre Eltern
nach Israel zu kommen. Oft folgen die Eltern später nach, wenn ihre Kinder bereits eingewandert
sind.
Für die Mehrheit der Einwanderer wird Israel zur neuen Heimat. In einigen Fällen führen der hohe
Lebensstandard bei geringem Einkommen, die anhaltende Bedrohung durch Nachbarstaaten und
Terror sowie Sprachschwierigkeiten zur Rückkehr ins Ursprungsland.